Ricardo.ch: Bald keine Neuartikel mehr?
- Christoph Gisler
- 27. Nov. 2018
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Dez. 2018
Ricardo.ch war in letzter Zeit nicht mehr wirklich in den Medien. Trotz enormer Reichweite und hohem Aussenumsatz lag der Fokus auf anderen Konzepten. Allerdings ist unserer Meinung nach wieder mit Ihnen zu rechnen - allerdings nicht mehr in der Form als klassischer Marktplatz.

Ricardo.ch ist immer noch eine der beliebtesten Webseiten in der Schweiz. Je nachdem, welchen Dienst man für die Messung konsultiert, steht Ricardo.ch auf Rang 13 oder Rang 17 der meistbesuchten Websites der Schweiz; hinter Google, diversen Pornoseiten und 20min.ch. Interessant ist jedoch, dass sie vor allen Schweizer Onlineshops oder Marktplätzen ranken. Gemäss eigenen Angaben von Ricardo besuchen 7.5 Mio Menschen jeden Tag ihre Seite - sprich jeder Schweizer gibt einmal am Tag ricardo.ch im Browser ein. Eine beachtliche Menge.
Nach Einschätzungen von Carpathia ist Ricardo.ch auch nach Umsatz ein wichtiger Player. Thomas Lang schätzt einen GMW (Gross Merchant Value / Aussenumsatz - sprich nicht alleine nur die Kommission) von mCHF 625 im Jahr 2017 und reiht sich damit auf Rang 4 ein in der Rangliste der Reisen, Tickets und horizontalen Plattformen.
Seit der Schliessung von Ricardoshops Anfangs 2017 konnte man nicht mehr viel über Ricardo.ch lesen. Zu Beginn hat man sich wohl lange mit der Suche nach einem neuen CEO herumgeschlagen; Francesco Vass, als neuer CEO, hat seinen Posten im Januar 2018 angetreten. Francesco kommt von Tutti.ch. Schnell konnte man im 2018 die Handschrift von Francesco erkennen. Bereits im Februar hat Ricardo.ch einen Bericht über den Absatz von gebrauchten Luxusgütern veröffentlicht; im Juni folgte dann eine ähnliche Mitteilung über Antiquitäten. Gleichzeitig sucht das HR von Ricardo spezifisch nach Category Manager, die Potential im Markt von " pre-owned, unique, refurbished and 2nd season objects" sehen. Und wenn man sich im Umfeld von Ricardo.ch umhört, zeigt sich, dass man offensichtlich gewillt ist, den Verkauf von neuen Produkten gänzlich einzustellen. Mit dem Ziel, sich voll auf gebrauchte Produkte zu fokussieren - also "back to the roots" sozusagen.
Der Markt scheint interessant. Vor allem für hochpreisige second-hand Produkte, wie die Harvard Business School in einem ihrer Artikel schreibt. Aber auch im Uhrenbereich geht einiges, was das Beispiel von Chrono24 zeigt - einem deutschen Startup, das bereits global tätig ist. Zudem hat auch Galaxus.ch in diesem Markt Tritt gefasst. Galaxus.ch ermöglicht seinen Kunden, auf ihrer Plattform gekaufte Produkte als gebrauchte Gegenstände mit ein paar wenigen Klicks wieder zu verkaufen. Es wird interessant sein, hier die Entwicklungen weiter zu beobachten.
Im Umkehrschluss heisst das aber auch, dass einige Ricardo Händler umdenken müssen. Unzählige Händler, die für die Schnittstelle zu Ricardo.ch einiges an Geld ausgegeben haben, müssen nach alternativen Absatzkanälen Ausschau halten. Leider gibt es - nachdem bei siroop.ch ebenfalls der Stecker gezogen wurde - nicht mehr viele Alternativen in der Schweiz. Die einzige Schweizer Möglichkeit für Generalisten bietet Galaxus.ch - die stark in den weiteren Ausbau ihres Martkplatzes investieren. Oder dann Amazon.
Ricardo Händler müssen sich tatsächlich nach Alternativen umsehen. Für die vielen Händler, die für die Schnittstelle zu Ricardo.ch einiges an Geld ausgegeben haben, gibt es aber ein paar gute schweizerische alternative Absatzkanäle: neben https://galaxus.ch - z.B. auch https://trovas.ch - mit über drei Millionen Artikeln eine der grössten Online Marktplattformen dieser Art, die stark in flexible Schnittstellen und den weiteren Ausbau ihres Martkplatzes investieren.